The Berlin International Center for the Study of Antisemitism

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Ben-Dror Yemini – Der Verleumdungs-Film / Über Beduinen in Israel

Vorbemerkung von Thomas Weidauer

In Israel leben etwa 200.000 Beduinen. Eine Mehrheit von ihnen lebt trotz zahlreicher Bemühungen verschiedener Regierungen, ihren Lebensstandard zu erhöhen, noch immer unter der Armutsgrenze, rund 70.000 in illegalen Ansiedlungen ohne jede Infrastruktur, was auch daran liegt, dass ihre traditionelle Lebensweise nur schwer in ein modernes Staatswesen passt.

Auch die gegenwärtige Regierung versucht, Beduinen mit großzügigen Angeboten Möglichkeiten zu bieten, ihre Traditionen zu bewahren und gleichzeitig die Chancen eines modernen Lebens zu nutzen. Die Beduinen sollen aus illegalen Ansiedlungen in Städte umziehen, die über alle nötige Infrastruktur verfügen, fließendes Wasser, Elektrizität, feste Straßen, Schulen …

Während viele der Betroffenen die Angebote des Staates begrüssen und gern nutzen, lehnen andere sie als „rassistischen“ Eingriff ab und wehren sich gegen sie. Mit ihnen, nicht mit denen, die umziehen wollen, solidarisieren sich „Menschenrechtsaktivisten“ in aller Welt, die – angeblich – die „Identität“ der Beduinen bewahren wollen.

„The desert is the home of Bedouin tribes“, schrieb vor nicht langer Zeit Uri Avnery herabwürdigend, „for whom smuggling is an age-old occupation. Whether Libyan weapons for Hamas in Gaza, Ukrainian women for the brothels of Tel Aviv or job seekers from Sudan – for good money, the Bedouin will get them all to their destination. On the way they may hold them for ransom or rape the women.“

Der Staat Israel möchte daran etwas ändern, die Beduinen in seine moderne Gesellschaft integrieren. Wie Demonstrationen auch in Berlin leider zeigen, sollte die Regierung in Jerusalem diese Pläne wohl besser schnell wieder zu den Akten legen. „Menschenrechtsaktivisten“ ist die Bewahrung unhaltbarer Umstände offenbar lieber als Chancen auf ein menschenwürdiges Leben für Beduinen.

Ben-Dror Yemini ist ein in Israel und darüber hinaus sehr bekannter Journalist und arbeitet für die israelische Tageszeitung Maariv. Er widmet sich in einem Beitrag, der zuerst auf der Website der ‚Times of Israel‘ erschien (http://blogs.timesofisrael.com/the-blood-libel-film/), einer besonders ekelhaften Kampagne sogenannter „Menschenrechtsaktivisten“. Mit dem Einverständnis von Ben-Dror Yemini übersetzte Thomas Weidauer für BICSA diesen Artikel.

Ben-Dror Yemini

Der Verleumdungs-Film

 Aus dem Englischen von Thomas Weidauer

In den vergangenen Monaten erlebten Israel und die ganze Welt eine gut finanzierte Kampagne, die auf die Beziehungen des Staates Israel zu den Beduinen zielt. Zu dieser Kampagne zählt die kürzliche Vorstellung eines Propagandafilms, der die Vertreibung von Beduinen von ihrem Land nachzeichnen soll.

Der Hauptdarsteller des Films ist Theodore Bikel, der für diese Rolle engagiert wurde, weil er früher den Milchmann Tevje im Musical „Anatevka“ (Originaltitel: „The Fiddler on the Roof“, „Der Fiedler auf dem Dach“) spielte. Der neue Film wurde unter dem propagandistisch angepassten Titel „Der Fiedler ohne Dach“ veröffentlicht, und das ist noch gar nichts im Vergleich zu dessen Inhalt.

Die Beduinen werden in ihm als die Opfer des furchtbaren Aussiedlungsbefehls porträtiert, der, wie im Stück „Anatevka“ beschrieben, in den finsteren Tagen des antisemitischen zaristischen Regimes gegen die Juden erlassen wurde. Und um nicht mehr als ein Stück handelt es sich bei „Der Fiedler ohne Dach“, das, schwer zu glauben, von Rabbis for Human Rights (Rabbiner für Menschenrechte) produziert wurde.

Ganz begeistert von dem Film ist, wie üblich, die Tageszeitung Haaretz, die ihm unzählige Artikel widmete, die alle aus dem gleichen Blickwinkel geschrieben wurden und die gleichen Positionen über einen raubenden und unterdrückenden Staat und umgesiedelte Beduinen wiedergeben. Die öffentliche Debatte wirkte niemals so verwahrlost wie in diesen gleichförmigen, geradezu an Propaganda aus der Sowjetunion erinnernden Darstellungen einer Tageszeitung für Leser, die offenbar alle gleich denken.

Die Debatte über die richtige Organisation der Ansiedlung der Beduinen ist wichtig. Manche erklären, die Beduinen seien Nomaden, dass ihre Besitzansprüche auf Land Einbildung seien, während andere argumentieren, der Staat sollte ihre Ansprüche anerkennen, auch wenn sie nicht mit Dokumenten belegt werden, wie sie im Osmanischen Reich, dann unter den Briten und jetzt, natürlich, in Israel üblich sind.

Bereits seit Jahren beschäftigt sich der Staat mit der Lösung dieses Problems. Einerseits wurden Besitzansprüche von Gerichten als gänzlich unberechtigt zurückgewiesen. In manchen Fällen wurde die Behauptung eines „jahrhundertealten Besitzes“ als Fälschung entlarvt: Luftaufnahmen aus dem vergangenen Jahrhundert zeigten, dass es „Ansiedlungen, die seit Jahrhunderten existieren“, noch vor ein paar Jahrzehnten nicht gegeben hatte.

Trotz aller rechtlicher Vorgaben entschied sich der Staat für ein großzügiges Arrangement. Jeder Beduinen-Familie wird danach ein Anspruch auf ein Stück Land in einer der vielen Beduinen-Städte, die in der Region, in der sie leben, errichtet werden sollen, zugesprochen. Damit soll der beduinischen Tradition und Kultur soweit wie möglich entsprochen werden.

Ein Stück Land in einer Beduinen-Stadt ist in diesem Fall gleichbedeutend mit beinahe einem Dunam (rund ein Hektar), was sehr viel mehr ist als die Privatgrundstücke in anderen Städten umfassen.

Andererseits entsprechen diese Regelungen solchen, wie sie in anderen modernen Staaten akzeptiert sind, in denen Landbesitz einer Registrierung bedarf und in denen menschliches oder menschenwürdiges Leben eine gewisse Infrastruktur erfordert – fließendes Wasser, Anschluss an elektrische Netze und befestigte Straßen.

Das ist keine einfache Frage. Es gibt Widersprüche zwischen nomadischen Bräuchen und einem modernen Staat. Israel ist nicht der einzige Staat, der sich im Laufe seiner Gründung mit den Ansprüchen bestimmter Bevölkerungsgruppen mit anderen Lebensweisen konfrontiert sah. Australien stritt mit seinen Aborigines, in den Vereinigten Staaten waren es die Ureinwohner, in den skandinavischen Ländern sind es die Samit (oder: Samek), die über historische und gegenwärtige Benachteiligungen klagen. Und viele andere Staaten haben ihre Sinti und Roma.

Der Propaganda-Film thematisiert diese Widersprüche nicht, er macht es sich einfach. Israel wird als grausame antisemitische Macht präsentiert, die vertreibt, ausgrenzt, zerstört und raubt. Und die armen Beduinen stehen dieser entsetzlichen Grausamkeit hilflos gegenüber. Es geht doch nichts über Anspielungen auf die Vertreibung der Juden in „Anatevka“, um die Tragödie zu verdeutlichen und die Gefühle der Welt insgesamt und der Juden in den USA speziell zu erreichen. Hier haben wir einen weiteren Beweis dafür, was Israel seinen Minderheiten antut; hier ist ein weiterer Beleg für Apartheid, Rassismus und ähnliche bekannte Anschuldigungen.

Es gibt mit dem, was im Film gezeigt wird, nur ein Problem. Es ist niemals passiert.

Nehmen wir zum Beispiel den in den vergangenen Wochen oftmals zu vernehmenden Chor, der da ging: „Aus der Beduinen-Gemeinschaft von Umm al-Hiran soll Hiran werden, eine ausschließlich Juden vorbehaltene Gemeinde, indem die Beduinen im Einklang mit der rassistischen Politik des Staates Israel ausgegrenzt und umgesiedelt werden.“ So lässt sich eine ganze Reihe von Beiträgen der Haaretz zusammenfassen.

Auf diese Weise wurden auf dem Meer der Lügen die Segel gesetzt, doch nun ist es Zeit, auf den verlässlichen Grund der Fakten zurückzukehren.

Erstens wurden die beduinischen Mitglieder des Al-Qian-Stammes, der im Mittelpunkt der gegenwärtigen Aufregung steht, vor Jahrzehnten in die Yatir-Region umgesiedelt – und zwar aus eigenem Willen und auf eigenen Wunsch hin, um Auseinandersetzungen mit einem anderen Stamm zu vermeiden.

Als, zweitens, Hiran vor kaum einem Jahrzehnt geplant wurde, lebten dort, wenn überhaupt, nur wenige Beduinen. Deren Umzug nach Umm al-Hiran erfolgte, wie Luftaufnahmen belegen, mit dem Bekanntwerden der Pläne für die neue Stadt.

Drittens betreffen nur kleine Teile der Gesamtplans für Hiran Land, das dessen illegale Besetzer beanspruchen.

Viertens wurde in der Nachbarschaft von Al-Qian durch den Staat Hura errichtet, ein ordentliches Beduinen-Dorf mit befestigten Straßen, Elektrizität und fließendem Wasser.

Fünftens erhält jede Familie im Stamm das Anrecht auf beinahe einen Dunam Land. Selbst Unverheiratete über 24 bekommen Land, um so den Weg für zukünftige Generationen zu ebnen.

Sechstens erhält jede Familie zusätzlich zu freiem Land und kostenloser Infrastruktur finanzielle Entschädigungen für frühere, illegal errichtete Häuser, in denen sie lebten.

Siebtens, und hier haben wir eine Überraschung, sind die meisten Mitglieder des Stammes – 3.000 seiner 4.000 Angehörigen – überzeugt davon, dass sie fair behandelt wurden und sind tatsächlich nach Hura umgezogen.

Achtens ist Hiran nicht nur für religiöse Juden und auch nicht nur für Juden vorgesehen. Jeder Beduine, der dort Land erwerben möchte, ist eingeladen, das zu tun. Das kostet natürlich Geld. In Meitar beispielsweise haben Beduinen Land gekauft, niemand hat sie daran gehindert.

Wie ist es möglich, einen Film herzustellen, der die Hintergründe völlig ignoriert, der ausblendet, welche Vorteile Beduinen geboten werden, welche Urteile Gerichte fällten? Die Rabbis for Human Rights erwidern, die Urteile seien nicht anwendbar und dass selbst Gerichte irren könnten – die Beduinen würden nur für Teile ihres Besitzes durch den Staat entschädigt, ihr Umzug erfolge unter  Zwang, und selbst die, die nach Hura umgezogen seien, hätten dies nur aus Mangel an Alternativen getan. Weiterhin behaupten die Rabbiner, Hiran werde für religiöse Juden errichtet, dass dort keine Beduinen leben dürften. (Ihre detaillierte Antwort kann im Blog des Autors nachgelesen werden.)

Die Rabbiner, Journalisten und Aktivisten haben das Recht ihre Einwände gegen das Übereinkommen vorzutragen. Sie haben das Recht zu erklären, Beduinen hätten umfassendere Ansprüche, dass jedes Stück Land, über das je ein Kamel lief, oder auf dem ein Beduine sein Zelt für die Nacht aufschlug, ihm und seinen Nachfahren bis in alle Ewigkeit gehöre. Kritik an den Vorhaben der Regierung, also zum Beispiel dem „Prawer-Plan“, der nach dem Bericht einer Kommission unter Leitung des pensionierten Richters am Obersten Gerichtshof Israels Eliezer Goldberg entwickelt wurde, ist legitim. Es gibt Einwände, die verdienen es, vorgebracht zu werden. Und vielleicht gibt es ja eine bessere Lösung.

Doch diese Kampagne ist keine Kritik, sondern Blendwerk. Sie missachtet grundlegende Fakten und hetzt gegen den Staat Israel. Die Kampagne verbreitet sich wie ein wilder Flächenbrand, in aller Welt wird das Bild einer antisemitischen Vertreibung durch den Staat Israel gezeichnet. Sogar der bekannte selbstgerechte Norman Finkelstein ist auf den fahrenden Zug aufgesprungen und zeigt sich beeindruckt von den herzerweichenden Worten Theodore Bikels. Finkelstein läßt keine Gelegenheit ungenutzt, gegen Israel zu hetzen.

„Dieser Film hat, Gott bewahre, nicht vor, Israel und das zaristische Rußland gleichzusetzen“, schreiben die Rabbiner auf der Website zu ihrem Film. Das behaupten sie nur auf Hebräisch. Nach der Kritik des Yedioth Ahronoth-Journalisten Nahum Barnea an dieser ungeheuerlichen Gleichsetzung veröffentlichten die Rabbis for Human Rights eine Pressemitteilung, in der sie erklären, „in manchen Aspekten ist die Prawer-Umsiedlung schlimmer als die Vertreibung und Zwangsumsiedlung der Juden“, und wir, behaupten sie, „sorgen uns um das Ansehen Israels“.

Diese Sorge wird ganz deutlich in dem Film zum Ausdruck gebracht. In seiner englischen Fassung lässt er wenig Raum für Zweifel. Jemand im Produktionsteam ist ein begnadeter Propaganda-Künstler. Der Film zeigt einen Beduinen, der eine Umzugsaufforderung bekommt. Er weigert sich, ihr zu folgen. Plötzlich tauchen zwei bedrohliche Hubschrauber auf. Wer weiß, vielleicht haben sie Bomben an Bord. Alles wird nur angedeutet, immerhin behauptet niemand, es seien Hubschrauber mit Bomben. Sie tauchen einfach nur am Himmel auf.

Ein ausgezeichneter Trick, die Hass-Kampagne gegen einen angeblich ausbeuterischen Staat zu unterstützen. An dieser Stelle tauchen Bulldozer auf und werden Bilder von ihrem Schicksal gebeugter vertriebener Juden eingestreut. Als wäre der Kontext nicht offensichtlich, beendet Bikel den Film mit einem Monolog, der keinen Zweifel läßt: „Was noch mehr schmerzt, ist die Tatsache, dass gerade die Menschen, die den Beduinen sagen, sie sollten verschwinden, die Menschen aus Anatevka sind“.

Ein Zuschauer, der die Fakten nicht kennt, wird voller Ärger und irregeführt zurückgelassen. Ein Meisterwerk grässlicher Propaganda. Israel ist kein zivilisierter Staat. Israel ist ein Monster.

Im Hintergrund lief bereits seit längerer Zeit eine vor allem von Haaretz geführte Kampagne. Es gab zahlreiche grundlose Anschuldigungen, doch ich werde mich auf zwei beschränken, die in dieser Woche veröffentlicht wurden. Oudeh Basharat behauptete, Israel raube den Beduinen in Umm al-Hiran Land und behauptete sogleich, das sei Apartheid. Einen Tag später schrieb Professor Eyal Gross, Beduinen würden vertrieben, um eine jüdische Stadt zu errichten. Wird eine Lüge oft genug wiederholt, wird sie zum Fakt.

Die Worte „Transfer“ und „Apartheid“ tauchten in der Kampagne auf, um auf den Täter zu zeigen, der, selbstverständlich, das zionistische Projekt – Israel – sein soll. So handelte es 1948, so handelt es in den „Gebieten“. Das tut es den Beduinen an. So wird eine Verleumdung aufgebaut. So wird dämonisiert. Haaretz-Leser ahnen nicht, dass Beduinen sich erst in Umm al-Hiran ansiedelten, nachdem mit den Planungen zu Hiran begonnen wurde. Ist es unzumutbar, von einem Rechtsprofessor Faktenkenntnis zu erwarten, bevor er einen Bericht verfasst?

Ein gerechtes Arrangement für die Beduinen ist keine einfache Angelegenheit. Ganz sicher ist jedoch, dass der Staat sich nicht für Vertreibung, Ausgrenzung oder einen Transfer entschieden hat, sondern für ein großzügiges Angebot, das ihn Hunderte Millionen Shekel gekostet hat und kosten wird und das den Beduinen sagenhafte Vorteile bietet. Dies ist eine Diskriminierung von Juden und eine gezielte Förderung von Beduinen. Kein Jude hat Anspruch auf kostenloses Land in einer Beduinen-Gemeinde, noch können sie Land erwerben, das zu reduzierten Preisen Beduinen angeboten wird, wo das möglich ist. Ein Beduine kann sich hingegen zwischen einer jüdischen oder eine beduinischen Nachbarschaft entscheiden. Entscheidet er sich für ein Leben in Hura, warten kostenloser Grundbesitz und Infrastruktur auf ihn. Will er in Hiran leben, kann er das zu den gleichen Bedingungen wie Juden, Armenier oder Buddhisten.

Wenn „Rechts-Aktivisten“ und Haaretz sich ganz automatisch mit Beduinen solidarisieren, die die Einigung ablehnen, statt mit denen, die sie annehmen, ist das Arrangement zum Scheitern verurteilt. Wie bei den „Kräften des Fortschritts“ in der Welt, die die Flammen der Boykott-, Desinvestitions- und Sanktions-Bewegung immer neu entfachen und die Fantasie eines arabischen „Rechts auf Rückkehr“ propagieren. Auf diese Weise wird keine Übereinkunft erzielt, sondern werden einzig deren Gegner gestützt. Damit werden Leid, der Konflikt und Blutvergießen perpetuiert. Was die „Fortschrittlichen“ für die Palästinenser tun, erreichen die „Menschenrechts-Aktivisten“ jetzt für die Beduinen.

Tatsächlich ist es unwahrscheinlich, dass es Bevölkerungsgruppen mit ähnlichen Eigenschaften  irgendwo in der Welt gibt, native oder nomadische, denen solch ein großartiges Abkommen angeboten wurde. Doch der Propagandafilm hat es geschafft, das Bild auf eine Weise zu verkehren, dass die Dinge zurechtgerückt werden müssen. Es sind nicht Juden, die Beduinen antun, was Antisemiten Juden antaten, es ist anders. „Menschenrechts-Gruppen“, Rabbis for Human Rights und Haaretz sind es, die die alte und verachtete Tradition der Verleumdungen fortschreiben. In der Vergangenheit richteten sie sich gegen Juden, heute gegen den Staat Israel.

 

Holocaust education: Are we learning the right thing? By Ron Hutter and Fred Winegust

On November 9, 1938, the Nazis unleashed a series of riots against the Jews of Germany and Austria. In the space of a few hours, thousands of synagogues, Jewish businesses and homes were damaged or destroyed .400 Jews were killed and for the first time, tens of thousands of Jews were sent to concentration camps simply because they were Jewish. This event came to be called “Kristallnacht,” “Night of Broken Glass” or “Night of Pogroms” for the shattered store windows that carpeted German streets. These well organized nation-wide pogroms with ordinary Germans being involved and being silent or applauding witnesses, were an essential turning point in Nazi Germany’s persecution of Jews, and a significant event in Holocaust history.

There have been noble attempts to educate people about these unique events. In Canada, Holocaust Education Week has been running in Toronto for 33 years in various locations around the Greater Toronto Area with the objective of educating the greater community at large about the lessons of the Holocaust, so that they could be understood and never repeated again. Some have called this the largest annual education event of its kind in the world.

Now, with the 75th anniversary of The Night of Pogroms over the coming days, the effectiveness of Holocaust education is being called into question. Is it enough to have the remaining survivors tell their stories so we have an unbroken chain for future generations? Are we actually providing the right education or are we avoiding education on some of the root causes of the Holocaust, and by so doing, also missing reasons for the resurgence of anti-semitism in the form of anti-Israel boycotts, sanctions and divestment (like the BDS movment or current EU policies starting in 2014 towards Israeli goods from the disputed territorites) today?

Jews have been living in Europe for over 2000 years. Communities in Italy, along the Rhine, the Iberian Peninsula and elsewhere once thrived. The Jews served as merchants, physicians and later as advisers to the monarchies who recognised their value. Unfortunately their presence, beliefs, customs and success also sowed the seeds of their downfall when Christianity became the dominant religion in Europe. While paganism was replaced by the ‘Good News’, various pagan elements were incorporated in the new religion such as yuletide as well as superstitions that have endured to this day.Many of these superstitions were (and in some countries still are) about Jews, such as using Christian children’s blood in the making of Passover bread, or the poisoning of wells during the Black Plague.

The Holocaust that ended in 1945 with about 70% of European Jews murdered was supposed to be the shameful end of European  antisemitism. Indeed, for some decades it was not politically correct to be openly antisemitic. That taboo has changed. Experts are puzzled. How can it be that post-Holocaust Europe still retains its antisemitism? Why has post-Holocaust European education failed in this regard?

In 2012 the Bundestag-Report, commissioned by the German Parliament, presented findings indicating that 20% of Germans hold antisemitic views. It reported that even school children use the word “Jew” in a derogatory sense. The recent Bielefeld Study of eight European countries reported that about 40% of respondees indicated that Israel has genocidal policies towards the Palestinians. In Germany this is 48% and Poland 63%.

Concurrent with these studies are continuing attempts to ban Jewish religious traditions such as circumcision and ritual kosher slaughter (neither practised in the same way as Muslim customs).Jewish communities in Germany have been taken aback by the populist wave of anti-Jewish sentiments under the guise of ‘protecting children’s rights’. Despite a detailed brochure explaining facts and myths of circumcision, published by the American Jewish Committee in Berlin, medical and legal experts supported by some politicians, advocate a ban on ritual circumcision. Various explanations given, such as ‘causing’ psychological trauma are clearly absurd and unscientific, given that Jewish boys are circumcised at eight days.

There is a great deal of misinformation where circumcision is lumped together with female genital mutilation. Even those that do acknowledge differences, dark but vague warnings about permanent physical and emotional damage are disseminated. Countries such as Switzerland, Sweden and Norway have banned kosher slaughter, and Poland followed suit early 2013. Clearly there are attempts to snuff out Jewish traditions under the guise of human and animal rights. While Germans during the Holocaust used gas to kill Jews, Europe now seems to want to deprive Jews of their cultural oxygen by eroding basic Jewish traditions.

 

Additionally, about half of Europeans believe that Israel is a quasi-Nazi state despite the fact that the EU definition of antisemitism also includes drawing comparisons between contemporary Israel and the Nazis.Various explanations are given for such beliefs including ignorance, traditional prejudice and attempts to level the field after the Holocaust, thereby blurring distinctions between perpetrators and victims and projecting German guilt onto the Jews.

How is it possible that after the Holocaust, a country such as Germany, can still have a problem with significant antisemitism? Some researchers believe that more education about the Holocaust is needed. However in a country like the Netherlands where Anne Frank’s hiding place attracts many tourists apart from Dutch children learning about her tragic story, soccer crowds chant “Ajax (a Jewish associated team) Jews to the gas”. In Hungary, soccer crowds make hissing noises like gas whilst chanting ’Auschwitz’. The fact that they do so, indicates they are not so ignorant and know what Auschwitz and gas chambers existed. In Cracow, Auschwitz Tours are prominently displayed.

Others, such as sociologist Wilhelm Heitmeyer of the University of Bielefeld blame antisemitism on economic hardship. However Germany is relatively prosperous, yet all synagogues and Jewish community centres have police guards outside. Moreover, a country like Norway which has one of the highest standards of living and prosperity in the world, is also one of the most antisemitic, notwithstanding it has only about a thousand Jews. Portugal and Spain are amongst the most antisemitic European countries according to the Bielefeld study, yet have very few Jews. On the other hand, in non-European countries where there is significant poverty as in India and where Jews have lived for about 1700 years and sometimes attained prominent positions, anti- Semitism among the Hindu majority is rare.What then can explain Europe’s Jewish problem?

The Holocaust has been described as a Jewish tragedy. It is not generally discussed as a failure of all that Christianity is supposed to stand for. And yet, therein lies the nucleus of Europe’s Jewish problem.

The founders of Christian thought are to be found in the Gospels where Matthew teaches that ‘His blood be upon us (Jews) and upon our children’ (27:24–25). In John (7:1–9) the Jews are referred to as the enemy of Jesus and compared to Satan. John is also the most popular gospel and the most anti-Jewish. While the Vatican has made attempts to reinterpret these texts, it needs to go further. One of the great founders of Christian thought was Augustine, who introduced the term “eternal witness” as the fate of Jews for rejecting Jesus as the messiah. Jews were doomed to be impoverished, homeless and wandering the earth unloved by their hosts. Augustine’s theology has been the basis of Christian oppression of Jews throughout the millennia. The story of Jews in Europe is mostly about forced conversions, pogroms, being expelled, cast into ghettoes and burned.Significantly, Jews became the stereotypical undesirable ‘other’ of European thought as well as in art, literature and music. For instance, the crusaders on their way to the holy land, wiped out Jewish communities in Germany. Later, Martin Luther advocated the expulsion of Jews and the burning of synagogues and Jewish holy books. Some 400 years later, his wishes would be carried out on his birthday on “Kristallnacht” in 1938. Luther’s theology would also be used in the defence of the Nazi war criminals in the Nuremberg trials after the war. In the 18th century, European Enlightenment philosophers such as Voltaire, argued for the liberation of mankind, but maintained their hatred of Jews.

With the advent of German nationalism, the hep-hep riots in Germany targeted Jews while Wagner’s opera ‘the flying Dutchman’ played on the theme of Jewish homelessness and wandering through metaphor. Wagner’s irrational hatred of Jews – despite his support from Mendelssohn and conductor Hermann Levi – is well known. In literature, Grimm’s fairy tales, enjoyed by many children, included some antisemitic stories such as “The Jew in the bramble.” Indeed, Germany’s Nobel Prize literary icon, Gunther Grass, who belatedly admitted his membership of the SS, wrote a poem in 2012 that demonised the Jewish state, Israel. Most Germans in a survey agreed with him.

Musical celebrities, like former Nazi party member, conductor von Karajan, are highly idolised, his conduct during the war ignored .The Karajans and Grasses of Europe are glossed over at best. At the Berlin Film Festival the movie ’Paradise Now’, won several awards. The movie is an apologia for Palestinian suicide bombers. The sole Jew in the movie is one who gets paid for smuggling the suicide bomber across the border. These examples are a mere drop in the ocean. The Jewish problem in Europe is pervasive. It is therefore understandable that post-war Germans have transformed or integrated most of their old hatred of Judaism and Jews to resentment of the “collective Jew,” the Jewish state. This is reflected in a very biased media and cartoons.

For instance the highly respected Sueddeutsche Zeitung, abused a cartoon (made for another story with no connection to Israel or Jews) depicting a beastly looking god Moloch representing Israel, being served by Germany. Its resemblance to the cartoons of Nazi publication, Der Sturmer was remarkable.

While classic antisemitism is mostly a thing of the past, it is not always so. The anti-Judaic stance by traditional churches such as the Church of Scotland, stating that G-d’s covenant with the Jews has lapsed (and hence its link to the holy land), as well as the promotion of Israel boycotts by other churches and clerics such as Bishop Tutu continues to persist. The Lutheran churches in Germany and Scandinavia host radical anti-Israel guest speakers, many advocating boycotts and divestment of Israel and supporting radical NGO’s to undermine the democratically elected government of the Jewish state.

On the other-hand, Europe, including Germany has been largely indifferent to the persecution of Christians in Arab countries. It appears that the obsession with the Jewish state – where all non-Jewish citizens enjoy freedoms that can only be dreamed of in Arab countries – trumps genuine concern for their Christian brethren in Egypt and Iraq.

The difficulty with Europe is that it cannot reconcile its traditional antisemitism with modern developments and the unexpected course of history.It is ambivalent at best towards the Jewish state, and understandably so, for the stereotype of the Jew, who has been forced to wander unloved, homeless, and impoverished over 1800 years has now, not only a home, but a prosperous home that is a remarkable success story, exceeding hopes and expectations. Israel has won many Nobel prizes that Europe envies. In the last decade, Israel has won 7 science based Nobel prizes compared to Germany’s 4 and France’s 6. It is called the start-up nation because of its cutting edge research and development in bio medical, engineering, pharmaceutical, water and clean energy technologies.

All this, after the Holocaust and being in a state of constant war. In contrast, much of Europe is struggling economically and also demographically.It is no wonder that the EU invited Israel to participate in the Horizon 2020 program in scientific research – the only non-European country to be invited. Europe desires the know-how of the Jewish state, while resenting it at the same time.

This is reminiscent of the Jews in medieval times when they were needed in trade and medicine, but also resented as people who did not accept Jesus as the messiah. Importantly, the Jewish state’s existence and success, has put the theology of Augustine and stereotype of the Jew on its head – hence the resentment and envy of Europe. It is this cognitive dissonance that Europe must deal with. Reinterpreting the basis of traditional Christian thought that would be in harmony with 21st century reality is the challenge Europe needs to face. Would Europe have the courage or will to do so? Or, are Augustine and Luther so deeply ingrained in the psyche and culture of Europe, that Europe will remain a prisoner of its ancient beliefs and folklore?

Perhaps by exploring this in more depth, programs such as Holocaust Education Week can begin to change the dialogue from one of explaining what happened during the Holocaust to engaging in a dialogue to understand and eventually render irrelevant, the anti-Jewish teachings of the Christian church, which led to the Holocaust. Clearly, the present course of events especially in Europe requires a rethink and expansion of Holocaust education to include hitherto neglected issues.

 

Ron Hutter is a clinical psychologist currently practising in Berlin, Germany
 
Fred Winegust is a business development professional in Vaughan Ontario, and was part of the team that co-founded Toronto’s Holocaust Education Week

 

 

PRESSEMITTEILUNG, 30. Oktober 2013: Internationale Wissenschaftler kritisieren Veranstaltung im Jüdischen Museum Berlin

Pressemitteilung, 30. Oktober 2013, vom Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA):

Internationale Wissenschaftler kritisieren Veranstaltung im Jüdischen Museum Berlin am 8./9. November 2013

Wissenschaftler aus Israel, England, USA und anderen Ländern kritisieren eine Veranstaltung mit dem anti-israelischen Autor und Aktivisten Brian Klug im Jüdischen Museum am 8. November 2013.

Das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) an der TU-Berlin, das Jüdische Museum Berlin sowie die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) veranstalten am 8. und 9. November 2013 eine internationale Konferenz unter dem Titel „Antisemitism in Europe Today: the Phenomena, the Conflicts“ (Antisemitismus im heutigen Europa: Phänomene, Konflikte). Hauptredner ist der britische Autor und Philosoph Brian Klug. Klug hat 2007 in Großbritannien die anti-israelische Splittergruppe „Independent Jewish Voices“ mit gegründet. In Deutschland kooperiert Klug mit israelfeindlichen Kreisen wie einem „AK Nahost“ in Berlin sowie mit Hermann Dierkes, einem Lokalpolitiker der Partei Die Linke aus Duisburg.

Das Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) hat Wissenschaftler und Autoren weltweit kontaktiert und ihre Stellungnahmen zur Einladung Brian Klugs gesammelt.

Elhanan Yakira, Professor für Philosophie an der Hebräischen Universität Jerusalem, findet es bezeichnend, dass das „Jüdische Museum sich lieber mit den toten Juden befasst oder mit Juden à la Brian Klug“ umgibt, als sich mit „dem Leben, den Gefühlen und dem Denken“ der Mehrheit der Juden in Israel und den USA zu befassen. Für Gerald Steinberg, Professor für Politikwissenschaft an der Bar-Ilan Universität ist „Brian Klug ein unmoralischer Antizionist“, „der dem jüdischen Volk die souveräne Gleichheit und das Recht auf Selbstbestimmung abspricht.“ Mit der Einladung würden Organisationen wie das „ZfA und das Jüdische Museum […] ebenso unmoralisch handeln und das nicht zum ersten Mal.“ Der israelische Islamwissenschaftler und Historiker Dr. Mordechai Kedar vom Begin-Sadat Center für Strategische Fragen (BESA), der regelmäßig im arabischen Fernsehen als Diskussionspartner zu sehen ist, findet die „Teilnahme Brian Klugs an einer Konferenz über Antisemitismus“ höchst problematisch. Efraim Karsh, Professor für Nahost- und Mittelmeerstudien am Londoner Kings College sowie in Israel lehrend, betont die Ungeheuerlichkeit, dass eine „deutsch-jüdische Einrichtung“ [das Jüdische Museum Berlin] einer Stimme, die „Israel dämonisiert“, am „75. Jahrestag der Reichskristallnacht“ (Reichspogromnacht) ein Podium gibt.

Das Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) hat insgesamt über ein dutzend gleichermaßen empörte wie informierte Kommentare zum Auftritt Brian Klugs im Jüdischen Museum Berlin zusammengestellt. Neben den genannten handelt es sich hierbei um Stellungnahmen von:

Dr. Denis MacShane, ehemaliger Minister in Großbritannien und langjähriger Abgeordneter (1994–2012) der Labour-Partei; Isi Leibler, ehem. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Australiens, Jerusalem; Dr. Günther Jikeli, Co-Direktor des International Institute for Education and Research on Antisemitism Berlin/London und Moses Mendelssohn Zentrum, Potsdam; Ben Cohen, Journalist, New York City; Prof. Dr. Neil Kressel, Professor für Psychologe und Vorsitzender des ‚Honors Program‘ in den Sozialwissenschaften an der William Paterson University in New Jersey (USA); Sam Westrop, Direktor von Stand for Peace und Senior Fellow des Gatestone Institute, London; Jonathan Hoffman, Zionist Federation, London; Richard Millet, Journalist, London; Jörg Rensmann vom Vorstand der Scholars for Peace in the Middle East (SPME)/German Chapter; Prof. Dr. Norman Simms von der Fakultät für Geisteswissenschaften und Englische Sprache, Hamilton, Neuseeland; Samuel Laster, Herausgeber von juedische.at, Wien und André Freud, Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg.

Sie finden einen Hintergrundtext in deutscher Sprache hier sowie alle Statements in englischer Sprache hier.

Für weitere Fragen oder Interviews steht Ihnen Dr. Clemens Heni vom Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) gerne zur Verfügung:
E-Mail: bicsa@email.de, Tel.: 0152/31824787, Fax: 03212/1415566, www.bicsa.org

 

Antisemitismusforschung am ZfA auf dem Holzweg: Internationale Wissenschaftler kritisieren Veranstaltung im Jüdischen Museum Berlin am 8./9. November 2013

Internationale Wissenschaftler kritisieren Veranstaltung im Jüdischen Museum Berlin am 8./9. November 2013

Von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor, The Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Die ARD zeigte am 28. Oktober 2013 ab 22.45 Uhr den 45minütigen Film „Die Story im Ersten: Antisemitismus heute. Wie judenfeindlich ist Deutschland?“ von Kirsten Esch, Jo Goll und Ahmad Mansour. Darin geht es um den Antisemitismus von Neonazis, Islamisten, Linken und der Mitte der deutschen Gesellschaft. Die Linguistin und Antisemitismusforscherin Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel vom Institut für Sprache und Kommunikation an der TU Berlin betonte die Wirkmächtigkeit von Sprache und die Tatsache, dass gerade hervorragend ausgebildete Bürgerinnen und Bürger sich ganz ungeniert in Briefen und E-Mails antisemitisch äußern. In dem Film wurden Aufnahmen der diesjährigen antisemitischen al-Quds-Demonstration in Berlin gezeigt (seit Jahren ist die Internet-Seite Muslim-Markt Mitorganisator dieser Veranstaltung). Zur Sprache kamen gleichermaßen die antisemitischen Tendenzen in der Partei Die Linke, wie in einem Flugblatt, das auf der Homepage der Linken in Duisburg zu finden war und linke Aktivisten, die für den Boykott israelischer Waren agitieren. Notwendigerweise wurde letzteres mit dem nationalsozialistischen Boykott jüdischer Geschäfte sowie aktueller politischer Initiativen der extremen Rechten wie der NPD in Beziehung gesetzt.

Für langjährige Beobachter der Debatte um Antisemitismus war zudem Folgendes in der ARD-Sendung auffällig: keine Vertreterin und kein Vertreter des einzigen an einer Universität in Deutschland angesiedelten Instituts für Antisemitismusforschung, dem Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) an der TU Berlin, wurde interviewt. Doch was macht das ZfA eigentlich unter der neuen Leitung der Historikerin Stefanie Schüler-Springorum?

Das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA), das Jüdische Museum Berlin sowie die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) veranstalten am 8. und 9. November 2013 im Jüdischen Museum Berlin eine internationale Konferenz unter dem Titel „Antisemitism in Europe Today: the Phenomena, the Conflicts“ (Antisemitismus im heutigen Europa: Phänomene, Konflikte). In fünf Panels sollen verschiedene Aspekte des heutigen Antisemitismus diskutiert werden.

Den Hauptvortrag der Konferenz wird der britische Autor und Philosoph Brian Klug halten. Sein Abendvortrag ist zugleich die einzige öffentliche Veranstaltung im Rahmen der internationalen Konferenz. Klug ist weltweit bekannt bzw. berüchtigt aufgrund seiner betonten Weigerung, von einem „neuen Antisemitismus“ seit der zweiten Intifada im September 2000 bzw. nach 9/11 zu sprechen. Er ist in Großbritannien als Verharmloser des Antisemitismus verschrien und war Mitbegründer der „Independent Jewish Voices“, einer anti-israelischen Splittergruppe innerhalb der jüdischen Gemeinschaft auf der Insel.

Einigen wenigen Berlinern ist Brian Klug ein Begriff, da er 2009 und 2010 beim „AK Nahost“ Vorträge gehalten hat. Der AK Nahost ist eine Gruppe, die für den Boykott Israels eintritt und Israel als „Apartheid“ diffamiert. Von den Protagonisten des Arbeitskreises wird der Staat Israel mit einer Vielzahl Methoden und Strategien diffamiert und dämonisiert. Zweimal lud der AK Nahost beispielsweise Omar Barghouti ein, einen Mitbegründer der antisemitischen BDS-Bewegung (Boycott, Divestment, Sanctions: Boykott, Investitionsstop und Sanktionen gegen Israel).

Brian Klug stellt Israel als jüdischen Staat in Frage. Er agiert und agitiert gegen Israel. Er kokettiert vielfältig mit der Negation des Existenzrechts Israels. Einer dieser Texte erschien 2010 original in deutscher Sprache in einem von Hermann Dierkes mit herausgegebenen Buch. In diesem Artikel weigert sich Brian Klug, das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Dierkes ist Lokalpolitiker der LINKEN in Duisburg und erreichte seinerseits international Aufmerksamkeit, als er 2011 auf die Top-Ten-Liste derjenigen Autoren mit den schlimmsten antisemitischen Beschuldigungen (antisemitic slurs) des Simon Wiesenthal Centers (SWC) aus Los Angeles kam. Eine zweifelhafte Ehre, die er sich unter anderem mit Thilo Sarrazin und dem Journalisten Jakob Augstein teilt.

In jenem Buch finden sich außerdem Beiträge deutscher israelfeindlicher Aktivisten, darunter der LINKE-Politiker Norman Paech, der im Mai 2010 zusammen mit gewalttätigen religiösen Fundamentalisten die völkerrechtlich legitime Seeblockade des Hamas-Territoriums durchbrechen wollte.

Auf solchen Thesen soll eine Antisemitismuskonferenz in der deutschen Hauptstadt 70 Jahre nach der Shoah fußen: Brian Klug sagte auf einer Veranstaltung des AK Nahost in Berlin im März 2009, dass „der Zionismus Juden davon abhält, eine normale Lebenskonzeption zu haben.“

Ein früherer Kollege Klugs aus Großbritannien, der Historiker Tony Judt, macht es noch kürzer: „Israel ist schlecht für die Juden.“ Das wiederum gefällt offenbar dem Soziologen Detlev Claussen, der Judt gerade für dessen Attacken gegen Israel in einer Rezension in der tageszeitung (taz) lobhudelte. In diesem Sinne ist es nur konsequent, dass das ZfA, die EVZ und das Jüdische Museum Claussen eingeladen haben, Klugs Vortrag zu kommentieren. Claussen war in den 1980er Jahren einmal als Kritiker des Antisemitismus angetreten, doch seine Euphorie ob Tony Judts Attacken gegen Israel lassen seine Fähigkeit, Kritik am neuen Antisemitismus zu üben, blass erscheinen.

2008 gab Brian Klug zusammen mit der Literaturwissenschaftlerin Jacqueline Rose und anderen ein Buch heraus („A Time to Speak out“), das die Position der „Independent Jewish Voices“ aus Großbritannien darstellt. Rose schrieb 2005 in ihrem Buch „The Question of Zion“, dass Adolf Hitler womöglich im Mai 1895 (im Alter von sechs Jahren) während eines Konzerts von Wagner-Musik dazu inspiriert worden sei, „Mein Kampf“ zu schreiben. Während des gleichen Konzerts sei Theodor Herzl dazu inspiriert worden, sein Buch „Der Judenstaat“ zu schreiben. Jacqueline Rose parallelisiert damit intentional, dass der Zionismus die gleichen Wurzeln wie der Nationalsozialismus habe.

Dieser Irrsinn hat Jacqueline Rose heftige Kritik von seriösen Forschern des Fachgebiets eingebracht, wie Anthony Julius aus England und Robert Wistrich aus Israel. Prof. Dr. Evytar Friesel, ein 1930 in Deutschland geborener israelischer Historiker der Hebräischen Universität Jerusalem, hat im Oktober 2013 die anti-israelische Ideologie und den jüdischen Antizionismus von Jacqueline Rose und Brian Klug  scharf kritisiert. Doch der britische Historiker David Feldman, ein Newcomer im Bereich der Antisemitismusforschung aber gleichwohl Leiter des Pears Institute for the Study of Antisemitism in London, lud Rose 2012 zu einem Vortrag über ihr neuestes Buch an seiner Einrichtung ein. Auf dem Veranstaltungsmitschnitt ist zu hören, dass Rose und Feldman offenbar gut miteinander auskommen. Im Sommer 2013 organisierte Feldman dann eine Konferenz, zu der auch Vertreter der antisemitischen BDS-Bewegung eingeladen wurden.

Nun wird Feldman auf der ZfA-Konferenz im Jüdischen Museum sprechen. Er und Schüler-Springorum sind institutionell verbunden (z.B. über ein Konsortium von Forscherinnen und Forschern zu Antisemitismus und Rassismus). Feldmans Podiumspartner in Berlin wird der ZfA-Projektmitarbeiter Peter Ullrich sein, der bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung seine Dissertation über Antisemitismus und die Linken publizierte und im Oktober 2013 ein kleines Buch auf den Markt brachte („Deutsche, Linke  und der Nahostkonflikt. Politik im Antisemitismus- und Erinnerungsdiskurs“), in dem er die kritische Antisemitismusforschung am Beispiel des Göttinger Politologen Samuel Salzborn und des Historikers Sebastian Voigt attackiert. Zudem lehnt Ullrich die EUMC Arbeitsdefinition zu Antisemitismus just dort ab, wo sie konstatiert, dass die Leugnung des Existenzrechts Israels antisemitisch sei. Das ist für Ullrich nicht haltbar, da darunter viel zu viele Gruppen fallen (!). Von der Hamas über Neonazis, marginale anti-israelische jüdische Kreise bis hin zu selbsternannten Kosmopoliten, Liberalen, Linken und westlichen Antistaatlern (zu denen er sich wohl selbst zählt), die alle aus je unterschiedlichen Gründen gegen den jüdischen Staat mobil machen. Peter Ullrich wäre ein Fall für den ARD Film über Antisemitismus gewesen, wenn er damit kokettiert, das Existenzrecht Israels abzulehnen.

Das Buch von Ullrich hat zudem vorab den Koscherstempel des Pädagogen Micha Brumlik bekommen, der ein Vorwort verfasst hat (und selbst einen binationalen dem jüdischen Staat vorzieht!), ohne offenbar zu merken, dass ein Kollege und Freund, der Historiker Wolfgang Kraushaar und dessen Analyse und Kritik des linken Antisemitismus gleich in Fußnote zwei diffamiert wird. Kraushaar ist „fassungslos“ ob dieses Vorworts, wie man auf Brumliks Blog nachlesen kann. Nun ärgert sich Brumlik öffentlich auf seinem Blog, dass er diese Fußnote nicht gesehen habe. Was sollen Forscher von anderen Vor- oder Nachworten Brumliks halten, wenn unklar ist, ob er die jeweilige Studie überhaupt  en detail gelesen hat?

Mehr noch: auf dem gleichen Blog publizierte Brumlik auch E-Mails von Peter Ullrich, mit denen dieser sich in gleichsam kumpelhafter Weise an das ZfA wendet und von der ersten Kritik an seinem Buch berichtet (damit ist die Kritik von BICSA gemeint), die ihm von einem ZfA-Mitarbeiter zugetragen worden sei. Ullrich macht sich dabei über die Antisemitismusforscher Samuel Salzborn und Lars Rensmann lustig.

Es ist beachtlich, welchen Weg insbesondere das früher einmal international geachtete ZfA in Berlin vor allem in den letzten fünf Jahren genommen hat. Seine seit 2011 neue Leiterin, die Historikerin Stefanie Schüler-Springorum, hat kein einziges Buch zum Thema Antisemitismus veröffentlicht. Dafür scheint sie ein Faible für anti-israelische Forscher und Aktivisten zu haben, wie mehrere jüngere Einladungen und Positionierungen zeigen. Im Dezember 2010 lud sie, damals noch Leiterin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg, die Historikerin Tamar Amar-Dahl ein, ihre Dissertation vorzustellen. Amar-Dahl hat bei dem umstrittenen Historiker Horst Möller, einem Anhänger Ernst Noltes, und bei dem anti-israelischen Soziologen Moshe Zuckermann mit einer Arbeit über Shimon Peres promoviert. Der Staatspräsident Israels und Sozialdemokrat wird darin als Nationalist und Rassist dargestellt, womit Amar-Dahl zeigen möchte, dass nicht nur rechtskonservativer Zionismus ein Übel sei, sondern der Zionismus als solches. Amar-Dahl gab 2006 ihren israelischen Pass zurück und tritt gerne auf „israelkritischen“ Veranstaltungen auf. Dafür wird sie geschätzt von dem wohl größten deutschsprachigen Internetportal für Muslime, „Muslim-Markt“, der mit ihr ein wohlwollendes Interview (17.02.2011) führte. Wie eingangs beschrieben wirkt diese aggressiv israelfeindliche Seite bei den jährlichen al-Quds-Demonstrationen („Kindermörder Israel“ / „Intifada bis zum Sieg“) mit und promotet durchgestrichene Davidsterne. Interviewpartner des Portals waren nichtsdestotrotz der damalige Leiter des ZfA, Wolfgang Benz (am 01.11.2010), sowie (weniger überraschend) der Linken-Politiker Hermann Dierkes (am 12.03.2009). Das ZfA ist also direkt und indirekt mit einer Gruppierung verbunden, die in der ARD Sendung gerade als Beispiel für heutigen Antisemitismus analysiert, dokumentiert und kritisiert wurde. Denn öffentliche Stellungnahmen des ZfA gegen die Beziehungen ihrer ehemaligen Vorgesetzten (Benz) bzw. Gäste (Brian Klug) zu solchen Kreisen sucht man vergeblich.

Im Frühjahr 2012 holte Schüler-Springorum außerdem den antizionistischen Islamwissenschaftler Achim Rohde als wissenschaftlichen Mitarbeiter (kurzzeitig) ans ZfA. Rohde hat über Geschlechterverhältnisse im Irak unter Saddam Hussein promoviert, er lehnt sich an die post-orientalistische, postkolonialistische, anti-westliche und antisemitische Ideologie von Edward Said an und zitiert am Ende seiner Dissertation zustimmend das groteske Werk der oben erwähnten Jacqueline Rose. Mehr noch setzt Rohde „Islamophobie“ und Antisemitismus historisch wie gegenwärtig auf eine Stufe.

Vor diesem Hintergrund ist es zwar nicht verwunderlich, dass Schüler-Springorum mit Brian Klug einen anti-israelischen Juden einlädt und somit den Eindruck erweckt, gegen den jüdischen Staat Israel Stimmung machen zu wollen.

Ein Skandal wird aber nicht weniger skandalös dadurch, dass er andauert.

Es erscheint wie eine Obsession, sich fortwährend mit Israel zu befassen, nicht aber mit dem Problem der Weigerung der arabischen und Teilen der muslimischen Welt, Israel als jüdischen Nachbarstaat neben sich anzuerkennen.

Von einer besonderen, für jene Kreise jedoch symptomatischen Perfidie ist es zu guter Letzt, eine solchermaßen besetzte Veranstaltung zielgenau zum 75. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 2013 durchzuführen – in der Einladung zu der Tagung wird dieser Jahrestag noch nicht einmal erwähnt.

Das Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) hat Stellungnahmen zum öffentlichen Vortrag von Brian Klug auf der internationalen Konferenz am 8–9. November 2013 zu „heutigem Antisemitismus in Europa“, organisiert und ausgerichtet vom Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA), der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) sowie dem Jüdischen Museum Berlin, von folgenden Personen erhalten:

  • Prof. Dr. Gerald Steinberg, Politikwissenschaft, Bar-Ilan Universität
  • Isi Leibler, ehem. Vorsitzender Jüdische Gemeinde Australien; Jerusalem
  • Dr. Günther Jikeli, Co-Direktor, International Institute for Education and Research on Antisemitism Berlin/London; Moses Mendelssohn Zentrum; Potsdam
  • Dr. Mordechai Kedar, Begin-Sadat-Center (BESA), Bar-Ilan Universität
  • Ben Cohen, Journalist; New York City
  • Dr. Denis MacShane, ehemaliger Minister in Großbritannien und langjähriger Parlamentarier (1994–2012) der Labour-Partei; London
  • Prof. Dr. Neil Kressel, Psychologie und Vorsitzender des ‚Honors Program‘ in den Sozialwissenschaft; Wayne, New Jersey
  • Sam Westrop, , Direktor, Stand for Peace; Senior Fellow, Gatestone Institute; London
  • Jörg Rensmann, Vorstand, Scholars for Peace in the Middle East (SPME)/German Chapter
  • Prof. Dr. Efraim Karsh, Nahost- und Mittelmeerstudien, Kings College; Politikwissenschaft, Bar-Ilan Universität; London
  • Jonathan Hoffman, Zionist Federation (ZF); London
  • Richard Millett, London
  • Prof. Dr. Norman Simms, Department of Humanities and English, Hamilton, Neuseeland
  • Samuel Laster, Herausgeber juedische.at, Wien
  • André Freud, Israelitische Kultusgemeide Nürnberg
  • Prof. Dr. Elhanan Yakira, Professor für Philosophie, Hebräische Universität Jerusalem

Alle Statements sind in dem Dossier hier zu finden.

Fast alle Texte wurden in kurzer Zeit exklusiv für BICSA verfasst. BICSA bedankt sich sehr herzlich bei allen Autoren!

 

Dossier: International scholars and authors criticize Brian Klug as keynote speaker at the ZfA/EVZ/Jewish museum Berlin international conference on antisemitism, November 8–9, 2013

Dossier:

International scholars and authors criticize Brian Klug as keynote speaker at the ZfA/EVZ/Jewish museum Berlin international conference on antisemitism, November 8–9, 2013

Please click here for the PDF version: BICSA International Scholars criticize Brian Klug ZfA EVZ Jewish museum Berlin Nov 2013.

DOKUMENTATION: We don't like your love-song. Kritik des Antizionismus der Revolutionären Zellen – und anderer Linker heute

Kritik am linken Antisemitismus wird bis heute sehr häufig abgewehrt. Heute vor 13 Jahren, am 13. Oktober 2000, fand in Bremen eine Veranstaltung zur Geschichte der „Revolutionären Zellen“ statt. Aus diesem Anlass sowie dem damals aktuellen Ausbruch der Zweiten Intifada hatte die Gruppe m.e.l.a.n.g.e. aus Bremen im Januar 2001 eine Kritik des linken Antisemitismus am Beispiel der Revolutionären Zellen (RZ) publiziert. Vieles scheint bis heute aktuell geblieben zu sein, ja der Text mag in Teilen analytisch viel weiter gewesen zu sein als manche heutige Befassung mit linkem Antisemitismus. Als Anregung für interessierte Forscherinnen und Forscher sei diese Broschüre hier DOKUMENTIERT.

Editorial

We don’t like your love-song. Kritik des Antizionismus der Revolutionären Zellen – und anderer Linker heute will eine Diskussion über den Antisemitismus in der deutschen Linken anregen. Modethema?

Alles schon durchgekaut?

Wir meinen: in Bremen (und nicht nur hier) wurde darüber heutzutage noch nicht viel öffentlich gemacht.

Antizionismus existiert in der Neuen Linken (Seite 5) in der BRD – die DDR bleibt hier außen vor – seit 1967 bis heute. Das möchten wir anhand der Flugzeugentführung nach Entebbe (Seite7) darstellen, um danach zu zeigen, weshalb dieser Antizionismus mittels des Begriffs der Projektion (Seite 14) als Antisemitismus dechiffriert werden kann. Wo Selbstkritik angesagt wäre, wird neuerlich der einigende Mantel des Schweigens angelegt – trifft sich hier die Linke undercover mit Walser? (Seite 22)

Diese Thematik hat in unserer Gruppe einen mitunter schwierigen Diskussionsprozeß angestoßen, der nicht beendet ist und wir hatten untereinander manche strittigen Punkte, was sich auch im Schreibstil niederschlug.

Wichtig war uns vor allem, Beispiele zusammenzutragen, die manch einer/einem unbekannt sein dürften und die wir ziemlich krass und heftig fanden; wir mußten uns einige Male vergegenwärtigen, daß wir Texte der radikalen Linken lasen und nicht irgendein deutsch- nationales Gewäsch.

Beim Durchsehen unseres Textes wurde uns bewußt, wieviel antisemitischen Sprachduktus wir darstellten und damit weitertransportieren. Wir setzen uns zwar mit analytischer Kritik eindeutig davon ab und hoffen, daß uns dies gelungen ist. Dennoch haben wir so viele antizionistische Beispiele, weil es in dieser Linken offenbar nötig scheint.

Wir freuen uns über Anmerkungen, kritische Reflektionen, Lob und Tadel

Gruppe m.e.l.a.n.g.e., im Januar 2001

Die Broschüre „We don’t like your love song – Kritik des Antizionismus der Revolutionären Zellen – und anderer Linker heute“ als PDF lesen.

 

 

 

IN DER GRAUZONE GEFANGEN: PETER ULLRICH UND DAS PHÄNOMEN DES LINKEN ANTISEMITISMUS

Das Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA) startet nun sein virtuelles Logbuch, auch Blog genannt. Als erster Autor wird Thomas Weidauer einen kritischen Blick auf aktuelle Tendenzen in der Antisemitismusforschung werfen.

 

Dazu eine kurze Vorbemerkung von Dr. phil. Clemens Heni, Direktor von BICSA:

 

Der Soziologe Peter Ullrich promovierte 2007 an der Freien Universität Berlin (bei Jürgen Gerhards, Zweitgutachter Dieter Rucht), hat seine Dissertation auch online bei der Rosa Luxemburg Stiftung (RLS) publiziert (Rosa-Luxemburg-Stiftung – Peter Ullrich: Die Linke, Israel und Palästina Nahostdiskurse in Großbritannien und Deutschland (Reihe: Texte / Rosa-Luxemburg-Stiftung; Bd. 48) Berlin: Karl Dietz Verlag 2008)und nun im Jahr 2013 ein Buch zu einem ganz ähnlichen Thema auf den Markt gebracht:

 

Peter Ullrich, Deutsche, Linke  und der Nahostkonflikt. Politik im Antisemitismus- und Erinnerungsdiskurs. Unter Mitarbeit von Daniel Bartel, Moritz Sommer und Alban Werner. Mit einem Vorwort von Micha Brumlik, Wallstein Verlag, Göttingen 2013.

 

Dieses Buch mit 188 Seiten Text plus etwas Literatur und einem kurzen Register wurde von der Axel-Springer-Stiftung finanziell unterstützt. Ein Paradoxon, wenn man sieht, wie aggressiv der Autor und seine Helfer die Kritik am linken Antisemitismus abwehren. Das in neun Kapitel aufgeteilte Buch schäumt teilweise vor Abscheu auf wissenschaftliche Kritik am linken Antisemitismus geradezu über, was in dieser kurzen Vorbemerkung jedoch nur an Hand einiger weniger Beispiele gezeigt werden kann.

 

In dem Band ist ein Artikel wieder publiziert, den Ullrich mit Alban Werner 2011 in der Zeitschrift für Politik als Replik[i] zu einem Text von Samuel Salzborn und Sebastian Voigt[ii] geschrieben hat.

 

Samuel Salzborn ist ein bekannter Antisemitismusforscher und seit Juli 2012 Professor für Grundlagen der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Universität Göttingen. Was schreibt Ullrich 2013 in seinem Buch über ihn? Drei Kostproben:

 

Zwei Wissenschaftler mit politischem Hintergrund in der israelsolidarischen/antideutschen Szene hatten in einem Aufsatz antisemitische und andere Vorfälle in der Partei DIE LINKE und ihrem Umfeld skandalisiert (Salzborn; Voigt 2011 a) und nach einer Vorabveröffentlichung durch die Frankfurter Rundschau griffen die meisten Medien das Thema auf. Der Streit um Wahrheitswert und Berechtigung der Kritik an der Linken schlug hohe Wellen und kulminierte in einer Bundestagsdebatte. Der »kritische« Text war aber fast so skandalös wie das zu Recht Kritisierte. Die Autoren zeichneten ein Zerrbild einer durch und durch antisemitischen Linkspartei.

Oder:

Tatsächlich gehören einige Äußerungen [Jakob] Augsteins sehr wohl in den oben aufgeführten Bereich der mindestens mehrdeutigen Formulierungen. Sowohl die Bezeichnung Gazas als »Lager«, seine Anspielungen, orthodoxe Juden würden vor allem nach dem Rachegesetz handeln, und die emphatische Unterstützung für Grass als Tabubrecher für »uns« Deutsche sind problematisch. Der anti-antisemitische Diskurs bewegt sich jedoch wie auch manche unter Augsteins Verteidiger/innen weit von diesen Stellen weg und bringt Belege für Augsteins vorgeblichen Antisemitismus, die jeder Beweiskraft für einen solchen Vorwurf entbehren. In der taz wurde ihm, dies ist der Gipfel der absoluten Beliebigkeit, beispielsweise auch vorgehalten, dass er Israel »Besatzungsmacht« nennt; der Politikwissenschaftler Samuel Salzborn bezeichnet diese Wortwahl im Welt-Interview sogar als »NS-Jargon«. Dies erinnert an das Tribunal über die Partei DIE LINKE im Bundestag im Anschluss an die Berichterstattung über angeblichen Antisemitismus in der LINKEN. Auch dort wurde deutlich, dass sich der Antisemitismusvorwurf als politische Waffe gegen einen ohnehin feststehenden Gegner beliebig in Anschlag bringen lässt, notfalls auch mit schlicht erfundenen »Argumenten«.

Ebenso schreibt Ullrich bezüglich einer Kolumne Salzborns für den bekante n Blog Publikative.org:

Und auch auf diesem Feld der Verharmlosung von Rassismus durch Exklusivierung von Opferstatus agierte der aus der Debatte um DIE LINKE bekannte Politikwissenschaftler Samuel Salzborn wieder als massenmedialer Exponent. Während der Diskussionen um Jakob Augsteins Israelkritik warf er beispielsweise dem Berliner Zentrum für Antisemitismusforschung folgendes vor: »die einzige universitäre Forschungseinrichtung zum Thema im Land der Täter widmet sich in jüngster Zeit nicht mehr vordringlich der Analyse des aktuellen Antisemitismus, sondern stärker dem Phantasma einer angeblichen Islamophobie; übersehend, dass die Begriffsgenese gerade auf eine Nivellierung von muslimischem Antisemitismus hinausläuft und dass es zwar ohne Zweifel massiven Rassismus in Deutschland gibt, der sich aber vor allem deshalb gegen Muslime richtet, weil sie von Rassisten als Ausländer wahrgenommen werden.« Zunächst stimmt die Einschätzung der Arbeit des Zentrums für Antisemitismusforschung schlicht nicht; Salzborns Attacke ist vielmehr ein verspäteter Abwehrreflex gegen die von dessen ehemaligen (sic!) Leiter Wolfgang Benz auch verfolgten und durchaus naheliegenden und erkenntnissproduzierenden Versuche, Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus zu vergleichen. Explizit wird der manifeste antimuslimische Rassismus (hier »Islamophobie«) bestritten und auf Ausländerhass reduziert sowie seine Erforschung gegen den Antisemitismus ausgespielt. Dabei wird sowohl explizit im Interview (»es zwar ohne Zweifel massiven Rassismus in Deutschland gibt«) und auch beim Blick in Salzborns Vita (er hat auch viel in linken und insbesondere antideutschen Medien publiziert, unter anderem verschiedene kritische Auseinandersetzungen mit den deutschen Vertriebenenverbänden) deutlich, dass auch seine Position der Verharmlosung des antimuslimischen Rassismus durchaus mit einem antirassistischen Selbstverständnis vereinbar ist.

Dieses pseudo-wissenschaftliche Gerede, eine Mischung aus Jargon und Ressentiment, liest sich eher wie eine Positionserklärung eines Politikers oder Aktivisten im Umfeld der Linkspartei denn als Analyse und Kritik eines Wissenschaftlers. Dem Gegner, als der Salzborn hier präsentiert wird, quasi Rassismus bzw. eine mögliche „Verharmlosung“ eines „antimuslimischen Rassismus“ vorzuwerfen, ist mehr als infam und völlig grundlos. Völlig zu Recht hat Salzborn das ZfA bezüglich dessen (neuer?) Fokussierung auf Muslime als Opfer kritisiert. Denn einerseits schweigt das ZfA zur iranischen Gefahr und macht keine Tagung zum islamistischen Antisemitismus, dafür aber sucht es krampfhaft nach dem Phänomen der „Islamophobie“. Dafür wurde das ZfA seit Ende 2008 international von Wissenschaftlern kritisiert, wie von dem Journal for the Study of Antisemitism (JSA) aus USA.

Ein skandalöser Text des evangelischen Soziologen Klaus Holz und seiner Mitautor_innen aus dem Jahr 2002, der vom Politikwissenschaftler Lars Rensmann in dessen Dissertation im Jahr 2004 luzide zerpflückt wurde,[iii] dient Ullrich als Beispiel für eine gelungene Abwehr vom Vorwurf des Antisemitismus. Ullrich wendet sich aggressiv gegen Kritiker des Antisemitismus und pro-israelische Autoren wie Rainer Trampert, Matthias Küntzel sowie die Amadeu Antonio Stiftung, den Koordinierungsrat deutscher Nichtregierungsorganisationen gegen Antisemitismus und andere. Der Historiker Wolfgang Kraushaar wird für seine Analyse und Kritik des Antizionismus und Antisemitismus der Neuen Linken gleich zu Beginn für seine „boulevardeske Skandalisierungsart“ diffamiert.

 

Für Ullrich gleichen „Philozionisten“ den Antizionisten, beide seien durch eine „Obsession“ gekennzeichnet, die aus der Geschichte des Holocaust und der deutschen Schuld resultiere. Im Zuge dieser grotesken Ineinssetzung von Kritik und Ressentiment lehnt sich der Nachwuchssoziologe Ullrich in seinem Buch u.a. an die ZfA-Forscher Werner Bergmann und Rainer Erb sowie den emeritierten Wolfgang Benz an.

 

Samuel Salzborns exemplarische Kritik an Peter Ullrich und der Verharmlosung des Antisemitismus der Linkspartei wird nicht nur von der Linkspartei nahe stehenden Aktivisten, Politikern, Bloggern, und Wissenschaftlern abgewehrt oder attackiert. Vielmehr unterstützt das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) die Agitation Ullrichs gegen Salzborn (und den Historiker Sebastian Voigt, dem Co-Autor Salzborns in dieser Sache) indem es unter der Leitung der Historikerin und Newcomerin im Feld der Antisemitismusforschung, Stefanie Schüler-Springorum, Leiterin des ZfA seit Sommer 2011, auf der Startseite des ZfA prominent Werbung für das hier in Frage stehende Buch Ullrichs von 2013 macht (Stand: 10. Oktober 2013). Für Ullrich ist die Kritik am unverkennbaren Antisemitismus in der Linkspartei „fast so skandalös wie das zu Recht Kritisierte“. Diese vorgeblich äquidistante Haltung sieht keinen Unterschied ums Ganze ob jemand mit Terroristen, Jihadisten und Rechtsextremen kooperiert oder diese skandalöse Schiffsfahrt und die darin involvierte deutsche Linkspartei kritisiert.

 

Samuel Salzborn hat das Wesentliche zu Peter Ullrich bereits gesagt. Doch die Debatte, warum das Zentrum für Antisemitismusforschung gerade ein Buch wie jenes von Ullrich promotet und damit kritische Wissenschaft wie jene Salzborns diffamiert, muss weiter geführt werden, ja bezüglich des linken Antisemitismus erst richtig beginnen. Ansatzpunkte gibt es en masse.

 

 


[i] Peter Ullrich/Alban Werner, »Ist ›Die Linke‹ antisemitisch? Über Grauzonen der ›Israelkritik‹ und ihre Kritiker«, in: Zeitschrift für Politik 58, H. 4 (2011), S. 424–441.

[ii] Samuel Salzborn/Sebastian Voigt, »Antisemiten als Koalitionspartner? Die Linkspartei zwischen antizionistischem Antisemitismus und dem Streben nach Regierungsfähigkeit«, in: Zeitschrift für Politik 58, H. 3 (2011), S. 290–309.

[iii] Lars Rensmann (2004): Demokratie und Judenbild. Antisemitismus in der politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften (VS). Rensmann analysiert diesen von Ullrich noch 2013 präferierten Text von Klaus Holz, Enzo Traverso und Elfriede Müller („Schuld und Erinnerung“, jungle world 47/2002) und schreibt (S. 113, Fußnote 311): „Antisemitische Gewaltexzesse gegen Synagogen sind folgerichtig am Ende – im Falle maghrebinischer Jugendlicher – nicht einmal mehr Antisemitismus: sie werden nämlich korrespondenztheoretisch zum ‚Ausdruck‘ der ‚Palästina-Solidarität‘, zu einer bloßen Unterstützungserklärung der palästinensischen ‚Intifada‘, die wiederum einzig ‚ein Resultat des israelischen Staatsterrorismus darstellt‘ [jeweils Zitate aus dem Text von Holz, Traverso, Müller, d.V.], also ein Produkt jüdischen Verhaltens. Hierdurch wird die ganze ‚Theorie‘, die den spezifischen Charakter von Antisemitismus in unterschiedlichen Kontexten (im Besonderen in NS-Deutschland) negiert, völlig ad absurdum geführt und könnte selbst Gegenstand einer sozialpsychologischen Analyse werden, die nach den Motiven der Relativierung antisemitischer Gewalt fragt.“

Im Nebel der „Grauzone“

von Thomas Weidauer, Vorsitzender des Vereins für Gesellschaftskritik und Antisemitismusforschung e.V.

taz: Herr Gysi, gibt es in der Linkspartei Antisemitismus?
Gregor Gysi: Nein. Antisemitismus bedeutet, Juden oder Jüdinnen zu benachteiligen oder Schlimmeres zu tun, weil sie Juden oder Jüdinnen sind. Das kenne ich aus unserer Partei nicht. Der Begriff wird derzeit leider inflationär verwandt.[1]

Am 8. und 9. November 2013 findet im Jüdischen Museum in Berlin eine gemeinsam mit der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und dem Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA), das an der TU Berlin angesiedelt ist, veranstaltete internationale Konferenz unter der Überschrift „Antisemitism in Europe Today: the Phenomena, the Conflicts“[2] statt.

Für den zweiten Tag der Veranstaltung wird die Teilnahme des deutschen Protest- und Antisemitismusforschers Peter Ullrich an einer Gesprächsrunde „New Antisemitism – Criticism of Israel or Antisemitism?“ angekündigt, einer Diskussion der Frage also, wann „Kritik an Israel“[3] umschlägt in Antisemitismus.

Als Autor mit einer recht langen Publikationsliste[4] bei der der Partei Die Linke nahestehenden Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) könnte, sollte man meinen, Peter Ullrich ein fachlich und sachlich kompetenter Referent sein, wurde der Partei doch vor allem wegen und nach der Teilnahme zweier ihrer aktiven Bundestagsabgeordneten an der „Free Gaza“-Flotte 2010 immer wieder Antisemitismus vorgeworfen.

Mitte 2011 fragten Samuel Salzborn und Sebastian Voigt, „Antisemiten als Koalitionspartner?“[5], und noch im September 2013 erinnerte der (gleichwohl scheinheilige[6]) SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel daran, dass „vor zwei, drei Jahren“ – es war am 27. Januar 2010 – ein Teil der Linksfraktion sich nach der Rede des israelischen Präsidenten Shimon Peres im Deutschen Bundestag aus Anlass des Internationalen Holocaust-Gedenktags unwürdig verhalten habe:

„Solange Sie ein ungeklärtes Verhältnis in einem Teil ihrer Fraktion zu dieser Frage haben, wird die deutsche SPD mit Ihnen keine Koalition machen.“[7]

Wie reagiert nun Peter Ullrich auf solche und ähnliche Vorwürfe? In dem erstmals 2011 publizierten Aufsatz „Ist ‚DIE LINKE’ antisemitisch? Über Grauzonen der ‚Israelkritik’ und ihre Kritiker[8] räumen er und Mitautor Alban Werner zunächst einmal ein, „DIE LINKE ist ebenso wie andere Organisationen und Parteien Teil der deutschen Gesellschaft, in der unterschiedliche Spielarten von Antisemitismus in verschieden starker Intensität existieren.“[9]

Doch dieser zweifellos richtigen Erkenntnis folgt sogleich der beschwichtigende Hinweis, „Anhänger/innen von Gewerkschaften und linken Parteien“ seien davon insgesamt „unterdurchschnittlich“ und „bei letzteren weniger als die Anhänger/innen von Parteien der Mitte und rechten Parteien“[10] betroffen. Allerdings ließ sich im Mai 2010 kein Mitglied der CDU ins Frauendeck der „Mavi Marmara“ sperren.

An Bord waren vielmehr mit Annette Groth und Inge Höger zwei aktive und mit Norman Paech ein ehemaliger Repräsentant der Partei Die Linke im Bundestag.[11] Und daran, dass sie mit ihrer Teilnahme an der „Free Gaza“-Flotte sich an einem  illegalen Angriff auf Israel beteiligten, ließen  selbst die Vereinten Nationen (UN bzw. VN) keinen Zweifel aufkommen: „The naval blockade was imposed as a legitimate security measure … and its implementation complied with the requirements of international law.“[12]

Organisiert worden war die „Free Gaza“-Flotte von der türkischen islamistischen NGO IHH, die kein Geheimnis aus ihren Kontakten zur in den USA und Europa als terroristische Organisation geächteten Hamas machte.[13] Muslimische Teilnehmer wiederum stimmten sich – von ihren deutschen Mitreisenden unbemerkt? – mit einschlägigen Schlachtgesängen auf die beabsichtigte Konfrontation mit den israelischen Seestreitkräften ein.[14] 

Aber auch hier winkt Peter Ullrich ab: Aus der Teilnahme mehrerer hochrangiger linker Politiker an der „Free Gaza“-Flotte dürfe man keine auf die Partei Die Linke bezogenen Schlüsse ziehen. Gemeinsam mit Alban Werner formuliert er als Kritik an Samuel Salzborn und Sebastian Voigt, diese hätten „nicht offen gelegt …, mit welcher Berechtigung – und dies ist der gewichtigste Einwand – von diesem Material auf die Partei als Ganze geschlossen wird“.[15]

Um allerdings wirklich allen Eventualitäten vorzubeugen, wird noch eine „Grauzone“ kreiert. Die Teilnahme linker Politiker an der „Free Gaza“-Flotte sei nämlich „eher ein Fall in der Grauzone zwischen problematischer Tolerierung antisemitischer Akteure …, als ein Nachweis von Praktiken, die explizit die Zerstörung Israels zum Ziel haben“.[16] Wer so argumentiert, will Antisemitismus offenbar verharmlosen.

Für wen nahm Annette Groth drei Jahre nach ihrer Mittelmeerfahrt an der zweiten „Palästina-Solidaritätskonferenz“ im Mai 2013 in Stuttgart teil? Sie jedenfalls stellte sich vor als „menschenrechtspolitische Sprecherin“ ihrer Fraktion, und im Vorspann eines Mitschnitts[17] von der Veranstaltung wird sie vorgestellt als: „Annette Groth, DIE LINKE“.

Al Jazeera übertrug in alle Welt, was die Referenten dieser Veranstaltung zu sagen hatten, unter ihnen auch Joseph Massad, der mit seinem Vortrag „The Last of the Semites“[18] in Stuttgart „one of the most anti-Jewish screeds in recent memory“ zu Gehör brachte, wie Jeffrey Goldberg (The Atlantic) twitterte.[19] Fiel Annette Groth das nicht auf?

Innerhalb ihrer Partei schadete ihr weder die Teilnahme an der „Free Gaza“-Flotte noch ihre Nichtreaktion angesichts einer antisemitischen Hetzrede im Rahmen der Stuttgarter „Palästina-Solidaritätskonferenz“. Bereits im November 2012 zur Direktkandidatin für die Bundestagswahl 2013 nominiert[20], konnte Annette Groth als Listenkandidatin ihr Bundestagsmandat verteidigen. Und auch Inge Höger gehört der neuen Linksfraktion an.

In seinem Anfang Oktober erschienenen Band „Deutsche, Linke und der Nahostkonflikt“[21] präsentiert Peter Ullrich bereits eine Art Antwort auf die ungebrochenen Karrieren Annette Groths und Inge Högers innerhalb der Partei Die Linke: Aus der „Grauzone“ des Jahres 2011 ist eine „breite Grauzone“[22] geworden oder sogar eine „sehr breite Grauzone“.[23] Wo ein Antisemitismusforscher klar urteilen können sollte, vernebelt Peter Ullrich.

Grauzone

Dass er und sein Buch vom Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) [24] beworben werden, ist so skandalös wie die Annahme, er könne einen sinnvollen Beitrag zu der Frage leisten, wann Kritik Kritik und wann Antisemitismus Antisemitismus ist. Nichts liegt ihm ferner als sich festzulegen; bei ihm verschwindet, was als Antisemitismus geächtet werden sollte, in einer wachsenden „Grauzone“. Doch gerade auf Klarheit sollte es auf einer Konferenz über Antisemitismus in Europa ankommen. Wer denkt das sei Zufall und das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) meine das sicher gar nicht so grauzonenmäßig mit dem (antizionistischen) Antisemitismus hat die letzten fünf Jahre womöglich auf einem anderen Planeten verbracht.

 


[1]     „Wir müssen der Kritik Grenzen setzen“, Interview mit Gregor Gysi, taz vom 17. Juni 2011, S. 3; http://taz.de/!72580/, 11. Oktober 2013.

[3]     Den Organisatoren der Veranstaltung kam offenbar nicht in den Sinn, dass die Formulierung „Kritik an Israel“ im Vergleich beispielsweise mit „Kritik an der Politik Israels“ die ungeeignetere sein könnte.

[5]     Samuel Salzborn/Sebastian Voigt, »Antisemiten als Koalitionspartner? Die Linkspartei zwischen antizionistischem Antisemitismus und dem Streben nach Regierungsfähigkeit«, in: Zeitschrift für Politik 58, H. 3 (2011), S. 290–309.

[6]     Vgl. Stefanie Galla: Eine Replik auf Sigmar Gabriel, http://www.tagesspiegel.de/meinung/andere-meinung/apartheid-regime-in-hebron-eine-replik-auf-sigmar-gabriel/6332268.html, 11. Oktober 2013

[7]     „Günther Jauch“, Das Erste, 15. September 2013

[8]     Peter Ullrich/Alban Werner, »Ist ›Die Linke‹ antisemitisch? Über Grauzonen der ›Israelkritik‹ und ihre Kritiker«, in: Zeitschrift für Politik 58, H. 4 (2011), S. 424–441.

[9]     Ebd., S. 424.

[10]   Ebd., S. 425.

[12]   Report of the Secretary-General’s Panel of Inquiry on the 31 May 2010 Flotilla Incident, S. 4; http://www.un.org/News/dh/infocus/middle_east/Gaza_Flotilla_Panel_Report.pdf, 11. Oktober 2013.

[15]   Ullrich/Werner 2011, S. 426.

[16]   Ebd., S. 431.

[21]   Peter Ullrich: Deutsche, Linke und der Nahostkonflikt. Politik im Antisemitismus- und Erinnerungsdiksurs, Göttingen 2013; http://www.wallstein-verlag.de/9783835313620-peter-ullrich-deutsche-linke-und-der-nahostkonflikt.html, 11. Oktober 2013.

[22]   Ebd., S. 188.

[23]   Ebd., S. 169.

NEUERSCHEINUNG: Anton Maegerle – Vom Obersalzberg bis zum NSU

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen,

es ist dem Verlag Edition Critic eine große Freude unsere Neuerscheinung zu präsentieren:

Anton Maegerle

Vom Obersalzberg bis zum NSU:
Die extreme Rechte und die politische Kultur
der Bundesrepublik 1988 – 2013

 NS-Verherrlichung, rassistische Morde an Migranten,
Antisemitismus und Holocaustleugnung

ISBN 978-3-9814548-6-4
14,8×21 cm, Broschur
409 Seiten, Index
Preis: 20€
Unser Service: kostenlose Lieferung an Privatkunden von heute auf morgen! Bestellungen an editioncritic@email.de, per Fax an 03212 141 5566 oder Sie bestellen das Buch im Buchhandel Ihrer Wahl.

Dieses Buch ist Band 1 der neuen Reihe Studien zum Rechtsextremismus und zur Neuen Rechten des Verlages Edition Critic und des Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA)

Dieses Buch ist seit dem13. August 2013 lieferbar!

Anton Maegerle Vom Obersalzberg bis zum NSU

Anton Maegerle Die extreme Rechte und die politische Kultur der Bundesrepublik 1988 - 2013

 

 

 

Clemens Heni: Antisemitism: A Specific Phenomenon

Edition Critic – NEW Book

Antisemitism: A Specific Phenomenon

Holocaust Trivialization – Islamism –
Post-colonial and Cosmopolitan anti-Zionism

by Clemens Heni

This entry provides the following information:

1) The Book: bibliographical information
2) Cover pictures
3) About the book
4) About the author
5) Praise for the book
6) Foreword
7) List of Contents

 

1) The Book: Bibliographical information

Clemens Heni
Antisemitism: A Specific Phenomenon
Holocaust Trivialization – Islamism – Post-colonial and Cosmopolitan anti-Zionism
ISBN 978-3-9814548-5-7
Berlin: Edition Critic, 2013
Studies in Antisemitism/Studien zum Antisemitism Vol. 3/Band 3
33 € ($ 42) (£ 26)
xi + 648 pages 6“ x 9“ (15.2cm4x22.86cm) *Bibliography *Index
 

2) Cover pictures

3) About the book

This book analyzes the specifics of antisemitism and Jew-hatred in the 21st century. It includes a groundbreaking assessment of the political leanings of many prominent scholars in the field. Today’s antisemitism extends far beyond right-wing circles and can be found among liberals, leftists, anti-racist communities, Islamists, and post-colonial scholars in the Western world. Using English and German sources, the author demonstrates the need to oppose Holocaust trivializiation as well as other ‚modern‘ forms of antisemitism like anti-Zionism and the defamation of the Jewish state of Israel.

4) About the Autor

Clemens Heni holds a PhD in political science from the University of Innsbruck, Austria („summa cum laude,“ 2006). In 2008/2009 he was a Post-Doctoral Associate at Yale University. He is the Director of the Berlin International Center for the Study of Antisemitism (BICSA), founded in 2011. Click here for more information.

5) Praise for Antisemitism A Specific Phenomenon

„A thorough, objective and intelligent analysis of the principal form taken by contemporary anti-Semitism.“

Dr. Anthony Julius, London, author of Trials of the Diaspora: A History of Anti-Semitism in England (2010, 2012); Deputy Chairman, Mishcon de Reya; Chairman, London Consortium; Visiting Professor, Birkbeck College, University of London; Vice-President of the Diana, Princess of Wales Memorial Fund; in 1992 he wrote a doctoral dissertation at University College London (UCL) about T.S. Eliot, Anti-Semitism and Literary Form

***

 “A fascinating research, an important book, an alarming perspective.”

Dr. Simon Epstein, Historian, Jerusalem; latest publication 1930. A Year in the History of the Jewish People (2011, in French)

***

 “Clemens Heni’s monumental book is a timely reminder of the central role of Jews‘ hatred in Jewish and world history. What began in antiquity, and continued in the Middle Ages, as hostility to the Jewish „other“ of the pagan and, later Christian world, turned in the 19th century to rejection of the Jews‘ attempts to shed their uniqueness and become like the rest of the people among whom they lived. European antisemitism led to the Holocaust, and post-Holocaust guilt feelings camouflaged it for several decades. Meanwhile, the Jewish problem moved from Europe to the Middle East, and was elevated from the personal and communal level to the national one. The Jewish State faces the problem of acceptance as much as the Jewish individual faced it before the Holocaust. As Heni meticulously shows, present antisemitism – sometimes disguised as anti-Israelism or anti-Zionism – is carried by a peculiar coalition: successors of European pre-war right-wing antisemites, the post-colonial radical left and fundamental Islamists, Suni and Shi’ite alike. Only Jew-hatred could unite these conflicting elements. This is an important book, published in a crucial time.”

Prof. Dr. Yoav Gelber, Interdisciplinary Center, Herzliya, Israel; Professor, Department of Land of Israel Studies, Haifa University, author of many books on the Second World War, Israeli history, and the Israel Defense Forces (IDF)

 ***

Clemens Heni’s „Antisemitism: A Specific Phenomenon“  is a masterful and very sobering analysis of global anti-Semitism. It is an academically respectable „call to arms;“ a passionate and yet dispassionate account of virulent Jew hatred in the Islamist world and its „politically correct“ counterpart in the West. Read it and weep. Read it and join those among us who have not lost our moral sanity or historical post-Holocaust memory.

May we join Heni–who excels in the nuances of contemporary German  and European anti-Semitism and in its North American counterpart–in standing up to the ruthless Lies. Heni understands that comparing alleged discrimination against Muslims with the genocidal extermination of the Jews is itself one of the many new forms of Jew hatred. He also understands that the entire western academic enterprise is endangered by its cowardly and opportunistic refusal to tell the truth about the Jews, Israel, and antisemitism.

 Prof. Dr. Phyllis Chesler, Emerita Professor of Psychology and Women’s Studies, City University New York, author of 15 books, including her bestseller Women and Madness (1972), The New Anti-Semitism (2003) and The Death of Feminism: What’s Next in the Struggle For Women’s Freedom (2005)

***

“Clemens Heni understands the insidiousness and perfidy of contemporary antisemitism, hiding as it does behind many veneers of respectability.  Drawing on a superb background and experiences on several continents, he exposes many deceitful aspects of contemporary Holocaust denial, Muslim antisemitism, and hatred emanating from the extreme right and left.  He is a man of great courage endowed with a strong sense of mission. Heni fights a battle to restore integrity to academia and the left.  He fights against antisemitism in all its forms, and he does so with outstanding intellectual expertise.  Bravo!”

Prof. Dr. Neil Kressel, William Paterson University, Department of Psychology, Author of  “The Sons of Pigs and Apes:” Muslim Antisemitism and the Conspiracy of Silence (2012) and Bad Faith:  The Danger of Religious Extremism (2007)

***

“This is a courageous work on a problem of great contemporary relevance. Antisemitism is once again emerging as a major threat in many locations today. Fueled by a variety of dark causes, and present in groups on both the political right and the political left, as well as among Islamists, it again poses a fundamental threat not only to Jews but also to western civilization. Heni’s work forces all of us to think deeply about the matters of prejudice and hatred and is a contribution to all those who are seeking ways to combat these plagues.”

Prof. Dr. Steven Katz, Slater Professor of Holocaust and Judaic Studies, Director of the Elie Wiesel Center for Judaic Studies, Boston University; author of numerous books on the Holocaust, Judaism, Jewish Thought, Religious Thought, Post-Holocaust Dialogues; National Jewish Book Award runner-up for Wrestling with God: Jewish Theological Responses During and After the Holocaust (2007)

***

“Clemens Heni is a young scholar with true courage. He has taken on a subject that is uncomfortable for academics. By turning a mirror at the academic world he has shown that the evil of anti-semitism has a strong foothold in the academy. The new anti-semitism does not wear the same clothes as its Christian, rightwing and Nazi fore bearers. It wears a new mantle of anti-Israelism and Islamic Judeophobia. Whereas Islam’s mythic fear of Jews is unwarranted and unsubstantiated; the reality based Jewish fear of Islam has been reified and replicated over and over again from Iran to North Africa to Europe by real facts of murder, terror and intimidation and threat. If only 10% of the Islamic world embraces anti-Jewish and anti-Israel hatred then that means more than 100 million people have the potential to act on their fears. Heni points this out in a well-documented fashion. Of special note for anyone is his description of the destruction of the Yale Anti-Semitism center. This is a must read book.”

Prof. Dr. Samuel Edelman, Professor Emeritus, Jewish Studies, Holocaust Studies, and Communication Studies, California State University (CSU), Chico; Founder of the program in Modern Jewish and Israel Studies at the California State University Chico in Northern California; Former Executive Director, Scholars for Peace in the Middle East (SPME); Director and CEO, Center for Academic Engagement and, Faculty Affairs Advisor, Israel on Campus Coalition, Washington, DC

***

“In Clemens Heni’s Anti-Semitism: A Specific Phenomenon we have a rare combination of courage and acumen, much needed in the study of this highly volatile topic. Basing his findings on a vast range of research, Heni’s analysis of German anti-Semitism, its ties to contemporary Islamism, and implications for anti-Zionism is penetrating and deeply insightful. His assessment of the current scholarship on anti-Semitism, with all the controversies that go with it, is eye-opening, exhaustive, and indispensable to contemporary and future scholars. It is a ‘must read’ for students and scholars alike.”

Prof. Dr. David Patterson, Hillel Feinberg Chair, Ackerman Center for Holocaust Studies, The University of Texas at Dallas; A winner of the National Jewish Book Award and the Koret Jewish Book Award, Patterson has published more 30 books; author of A Genealogy of Evil: Anti-Semitism from Nazism to Islamic Jihad (2010)

***

“Antisemitism is a not a breakaway territory in the mainland of modernity; nor is its illogical aberration. Whether we like it or not, but the unpleasant truth is that antisemitism is a significant and inescapable part of modernity. By no means were demonization of the Jews and the charge of maleficium for their supposed collective participation in occult evil just a marginal trait in Christian Europe. Incredible as it sounds, it was its substantial and essential feature which did not contradict the greatest cultural and intellectual accomplishments of medieval and Renaissance Europe. The same may be said about modern antisemitism which was practiced in the most civilized European societies and sophisticated scholarly circles. Antisemitism did not deny the modern project with its promises of equality, pursuit of happiness, just society, and better life. Likewise, modernity did not deny antisemitism until the Catastrophe of Humanity which we know as the Holocaust.Perhaps this is one of the reasons why Clemens Heni, in his profound and painstaking study, aptly describes antisemitism as a specific, strange, awkward, and paradoxical phenomenon, which departs from our modern sensibilities and fails us as human beings, which leaves us devastated, disenchanted, yet which stays… It is still there whatever we say and whatever we do. It changes its forms over time, it walks in disguise as an honest and liberal criticism of Israel, it masquerades as a perfectly legitimate and consistent fight for human rights, it lends itself to philosophy and cultural studies, it misleads politicians, and it misguides scholars, yet it does not disappear.Why is it so? Clemens Heni’s timely and important book will help us throw more light on antisemitism – this specific phenomenon, as the author would have it.”

Prof. Dr. Leonidas Donskis, Department of Political Science, Vytautas Magnus University, Kaunas, Lithuania; Member of European Parliament (MEP), ALDE (2009–2014)

***

“Clemens Heni’s important book is both necessary and disturbing. His laser-like focus on the specificity of antisemitism, the longest lasting social pathology in Western civilization, is a much needed reminder that Jew-hatred combines with Holocaust denial and trivialization are linked in the ongoing attempt to demonize, delegitimize and, ultimately, destroy the State of Israel. Heni’s nuanced and informed analysis confirms the ‘treason of the intellectuals’ on both the right and left wing, while revealing the extent to which Islamic fundamentalism is bent on destroying Israel.”

Prof. Dr. Alan Berger, Raddock Family Eminent Scholar Chair in Holocaust Studies; Director, Center for the Study of Values and Violence after Auschwitz; Florida Atlantic University, Boca Raton, Florida; author or numerous books on Holocaust Literature

***

„Coming to the defense of Jews and Israel has never been an exercise for faint-hearted people. Clemens Heni undertakes that defense with skill and consummate scholarship as well as courage.“

Prof. Dr. Edward Alexander, Professor emeritus, Department of English, Washington State University, Seattle, author of The State of the Jews. A Critical Appraisal (2012)

***

“Clemens Heni says: ‘A scholar on antisemitism who is not doing advocacy for Jews is fooling him‐ or herself. A doctor who is looking for new medicine is doing advocacy ― for mankind ― as well as scholarship.’ Heni espouses Antisemitism Studies as a rigorous academic field in its own right while rejecting a bogus neutrality toward the subject matter. By synthesizing extensive scholarship, an incisive critical faculty, and good old fashioned chutzpah, Heni has produced a major work that is so individual that any stray page would tell you who its author is. By intrepidly taking on some of the most famous historians of the generation and demonstrating where they have fallen right into trendy mindsets lavishly underwritten by powerful forces of Left and Right (in roughly equal measure), Heni sensationally unmasks and dethrones a number of today’s icons. He does it in a freewheeling style that captivates the reader. One doesn’t have to agree with him on everything to appreciate that this book is a foremost and invaluable contribution to the debate, not least in Holocaust Studies, which continue, along with Israel, to occupy center stage of the European debate.”

Dr. Dovid Katz, Dovid Katz was visiting professor in Judaic studies at Yale University in 1989–1999. From 1999 to 2010 he was professor of Yiddish language, literature and culture at Vilnius University, Lithuania. He is based in Vilnius, where he edits
www.DefendingHistory.com

***

“At a time when anti-Semitism is on the upsurge around the world, and Iran is threatening to destroy the one Jewish state, Clemens Heni provides a vital analysis of the threat and the need to act to fight this scourge before it is allowed to spread further and cause the type of catastrophe that Jews have experienced all too often in their history.”

Dr. Mitchell Bard, Executive Director of the American-Israeli Cooperative Enterprise and author of The Arab Lobby (2010)

***

Clemens Heni’s book „Antisemitism – a Specific Phenomenon“ sheds important light on a problem which characterizes societies in crises. The deeper a crisis in a society is, the stronger is its need for someone to blame, and the Jew is always there to serve as a scapegoat; there are Jews in Europe, and there is – voilà – Israel, the state of the Jews. Classic anti-Jewish attitude which is deeply rooted in Christianity, found its way to classic Islamic discourse and immigrated to Europe to amplify the local, original, version. People in the media, academia and the arts compete as to who will wage a better covert war against the Jew, by using, or rather abusing, Israel and its struggle for survival, as a means to blame the Jew for all the world’s problems.

Horrible events such as the Holocaust are denied, minimized, justified and even posed as a Zionist plot, and the Jew who is depicted as controlling the world’s economy, media and politics becomes the common enemy, the cause of all problems of societies in crises.

Clemen’s Heni’s book is a very important document for anyone who wants to understand how Jews became the scapegoat of Europe in particular and the declining West in general.

Dr. Mordechai Kedar, Lt. Col. (res.) Israel Defense Forces (IDF), The Begin-Sadat-Center for Strategic Studies (BESA), Bar-Ilan University, Ramat Gan (Israel)

***

“Only by taking the Holocaust as a unique and unprecedented crime against the Jewish people can its full historical implications be understood, so that steps may be taken to avoid its recurrence. No one is safe. Clemens Heni uses his deep study of German National Socialism and Neo-Nazi activity to uncover the depths of contemporary anti-Semitism, a disease exponentially growing both on the left and on the right, in Western civilization and in Islam, often under the thin veil of anti-Zionism and anti-Americanism. This virulent plague of our times attacks individuality, enlightened reason, scientific thought and democracy—all the freedoms we hold dear. I cannot praise this book too highly.”

Prof. Dr. Norman Simms, Associate Professor (emeritus) in the Department of Humanities and English at University of Waikato in Hamilton, New Zealand, author of Alfred Dreyfus: man, milieu, mentality and midrash (2012)

***

“This penetrating study systematically exposes the intertwining of anti-Zionism and contemporary antisemitism and Western academia’s papering over the Islamist threat to Jews and the West. Heni analyses the pernicious trend to universalize and trivialize the Holocaust and minimize the role of antisemitism. He reveals Germany’s continuing refusal to grapple honestly with antisemitism and the meaning of the Holocaust.”

Prof. Dr. Stepehn H. Norwood, University of Oklahoma, Department of History, author of The Third Reich in the Ivory Tower: Complicity and Conflict on American Campuses (2009)

6) Foreword

When I started working on this book project several years ago, I did not anticipate the significant and specific rise of antisemitism in the year 2012 alone, when this study was finished.

This book was written for the interested public, for scholars in the field, for undergraduate, graduate, and postgraduate students, for journalists, decision-makers, politicians, philanthropists, and public intellectuals, among others. In this study, I deal in particular with scholars in Western countries and their take on antisemitism, Islamism, and the Holocaust. This is quite an unusual approach in research. Many authors do not discuss the work of their colleagues, regardless of how bad or mistaken their research and/or activism are. Thus, not much has changed for the better in the last years and decades, when it comes to research on antisemitism.

Most scholars think of the consequences, taking into consideration who will have power on search committees, peer journals and at professional conferences. Taking all this into account, they almost never dare to discuss problematic aspects or tropes of leading colleagues in the field. Even they disagree, they do not go public.

Therefore, I think it is imperative to finally start focusing on prevailing problems with past and current scholarship. Most decision-makers, politicians, journalists, think-tank experts, and the public base their judgments on antisemitism on the expertise of scholars. Whether those experts are on TV, radio, the Internet, published in newspapers, interviewed, or on campus, many people indirectly or directly are influenced by leading scholars in the field. Mainstream media often interview scholars after an antisemitic attack, or an anti-Jewish slur at a rally. Criticizing antisemitism is rarely controversial as long as the antisemitic slur or attack was made by a right-wing extremist or neo-Nazi, whether in the style of the KKK, the Front National in France, the British National Front in the UK, the NPD in Germany, or the FPÖ in Austria, for example.

 

  • But what about antisemitism disseminated by a German Nobel Prize Winner in Literature, who singles out Israel as a “threat to world peace?” (Günter Grass)
  • What if the rejection of the uniqueness of the Holocaust is a core ideology of a Yale historian, who was awarded in Germany in 2012 (Timothy Snyder), as well as of newly elected President of that country? What if the new German President additionally accused those who emphasize the unprecedented nature of the Shoah of doing so because they are just looking for an “absolute” in a godless world? (Joachim Gauck)
  • What if in 2012 a leading European and German center like the Center for Research on Antisemitism (ZfA) at Technical University in Berlin employs a follower of anti-Israel superstar Edward Said? What if that Center prefers to talk about “Islamophobia,” instead of analyzing the Iranian threat and Islamist antisemitism? (Achim Rohde)
  • What if a leading expert in literature, gender studies and philosophy from California is awarded a very prestigious prize in Germany, when she is known as a leading voice in calling the Jewish state “apartheid” and urging the world to “boycott” Israel? (Judith Butler)
  • What if her close friend, another American professor from Yale known for her anti-Zionist stance and who accused Israel of possible “crimes against humanity” during the anti-Hamas war in 2008/2009, and who has denounced Israel for being a nation-state was also awarded a highly respected prize in the very same country in 2012? (Seyla Benhabib) Who are the professors and members of such prize-search-committees?

Antisemitism, as I shall argue in this study, is a specific phenomenon and not just an instance of generic racism or prejudice. Many people of good will and scholars all too often confuse antisemitism, which led to the Shoah and is today aiming at the destruction of the Jewish state of Israel, with racist policies, colonialism, or simple prejudice. I was very much involved in anti-racist and anti-neo-Nazi activism in Germany in the 1990s, when dozens of immigrants, punk-rockers, left-wingers, homeless, and others were murdered by German neo-Nazis. The political climate, the political culture at the time, was equally horrible and racist. Antisemitism, though, is different. Even today’s racist state policies (and we have had plenty in Germany in recent decades) which led to expulsions of refugees never led to genocide.

 

Scholars may not fool themselves when it comes to antisemitism and pretend to be ‘neutral.’ Ignoring the Iranian threat is taking a position, not remaining neutral. Remaining silent on Islamist antisemitism is not being neutral either. Islamist antisemitism is the most dangerous form of antisemitism in our 21st century world. What would this Islamist threat look like if the West confronted it? What if Western politicians, diplomats, public intellectuals, Nobel Prize Winners, opinion- and decision-makers, scholars, activists, NGOs, and the public rallied against, discussed and confronted antisemitism on a regular basis? What if Islamist antisemitism were included in the curricula of high-schools in Germany and Europe and on campuses around the world, as is Nazi antisemitism and other forms of this “longest hatred?” This could be a game-changer, as silence would no longer prevail.

 

Germans love to portray themselves as a model for the world when it comes to remembering the Holocaust. In fact, many Germans have a predilection for dead Jews, while defaming living ones. I said this in a lecture at Hebrew University ten years ago in December 2002. Sadly, this phrase has maybe never been truer than in 2012.

 

Cosmopolitanism is a nice idea and anti-cosmopolitanism was a core element of right-wing antisemitic Europe in the 19th century through Nazi Germany. The Soviet Union, the Eastern Bloc and its left-wing followers in the West defamed cosmopolitanism and Jews, too.

Today, though, left-wing and liberal cosmopolitanism has sometimes turned into a tool to denounce the Jewish state of Israel. Even Islamists (like at Columbia University) follow the Western idea of cosmopolitanism and argue against Zionism and Israel. Philosophically, several rather troubling aspects of cosmopolitanism go back to Immanuel Kant, as well as to Hannah Arendt.

 

I have been involved in research on antisemitism since 1996, when I was still a student. Today, though, I fear that the field is being hijacked by scholars who use research on antisemitism as a tool to spread not the analysis and criticism of antisemitism but rather the opposite: post-colonial ideology, anti-Zionism, Holocaust trivialization, and the denial of Islamist antisemitism.

Scholarship on antisemitism needs to change. It is my hope that this book will serve as a catalyst for that change. And, for change to happen, scholarship itself must also become the subject of scholarship: we need to analyze what our colleagues are saying and writing on antisemitism. We cannot continue to accept distortions and inversions of the past or the present – or that is all that we will have left in the future.

7) List of Contents

List of Contents Antisemitism A Specific Phenomenon by Clemens Heni

 

Heni/Weidauer (Hg.): Ein Super-GAUck

NEUERSCHEINUNG (Lieferbar seit 14.03.2012):

Clemens Heni/Thomas Weidauer (Hg.): Ein Super-GAUck. Politische Kultur im neuen Deutschland, Berlin: Edition Critic, 2012, ISBN 978-3-9814548-2-6, 112 Seiten,  Softcover, 21cm x 14,8cm, 13€ (D)

Bestellen Sie jetzt (Lieferung über den Verlag ist versandkostenfrei): editioncritic@email.de

Das Buch ist auch bei Amazon.de und im gesamten Buchhandel erhältlich.

Eine nahezu Allparteienkoalition nominierte am 19. Februar den neuen Bundespräsidenten 2012, den Super-GAUck. Was steckt hinter diesem Phänomen? Ist es ein Vorgeschmack auf die Zukunft, wenn ein Ausscheren aus dem Konsens als „Schweinejournalismus“ (O-Ton Jürgen Trittin) diffamiert wird?

Annähernd unisono feiern die großen Medien Pastor Joachim Gauck als Glücksgriff und Freiheitsapostel und niemand wird skeptisch, wenn die Neue Rechte und deren publizistisches Flaggschiff, die Wochenzeitung Junge Freiheit, euphorisch titelt: „Wir sind Präsident!“

13 Texte von 12 Autoren aus Deutschland, England, Litauen und Israel bieten Analysen zur politischen Kultur, der „Prager Deklaration“ und vielem mehr.

Zu den Autoren zählen unter anderem Efraim Zuroff, Deniz Yücel, Wolfgang Wippermann, Andrej Reisin, Anton Maegerle, Dovid Katz und Patrick Gensing.

 

„Wer hätte gedacht, dass jetzt, in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts, das wiedervereinigte Deutschland, das wirtschaftliche Zugpferd der Europäischen Union, als erneut eine der bedeutendsten Nationen des Planeten einen gleichsam staatlichen Speer in die Herzen von Holocaust-Überlebenden mit ihren Familien und Nachkommen sowie der Geschichtsschreibung über den Holocaust stoßen würde? Wie konnte es soweit kommen? Indem es einem Mann die Möglichkeit gibt zum Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt zu werden, der 2008 zu den Erstunterzeichnern der Prager Deklaration zählte.“
(Dovid Katz, Vilnius, Litauen)

 

 

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